Von Inklusion in Hessen keine Spur! | PM März 2014

Gruppe InklusionsBeobachtung

Anlässlich des 5. Jahrestages des Inkrafttretens der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland am 27. März 2014 wendet sich die Gruppe InklusionsBeobachtung (GIB) Hessen erneut mit einem Appell an Politik und Öffentlichkeit und fordert endlich klare und zielgerichtete Taten zur Umsetzung des Menschenrechts auf inklusive Bildung in Hessen.

„Jedes Kind hat bereits seit Jahren einen völkerrechtlich verbindlichen Anspruch auf inklusive Beschulung. Was unter dem Namen vermeintlicher Inklusion in Hessen nun jedoch realisiert wird, sind schlechtere Bildungsbedingungen als es diese bisher bereits gab. Tatsächlich werden aktuell immer mehr Kinder mit Beeinträchtigungen immer weniger gut beschult weil immer schlechteren Bedingungen ausgesetzt und wird uns dieser Rückschritt auch noch als Fortschritt zu verkaufen versucht“, so Birgit Koch, stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Hessen.

„Da hilft auch ein Flickenteppich aus vermeintlichen Modellregionen, der in Summe das Recht auf inklusive Beschulung nur ad absurdum führt weil vollständig dereguliert, nichts. Und da helfen auch die Beschwichtigungen der nun an der Regierung beteiligten Grünen nichts, der Prozess würde halt noch Jahre oder Jahrzehnte in Anspruch nehmen“, ergänzt Hella Lopez vom elternbund hessen. „Völlig zurecht weist der ehemalige grüne Justizminister Rupert von Plottnitz hier immer wieder darauf hin, dass mit diesem Auf-die-lange-Bank-Schieben nur darüber hinweggetäuscht werden soll, dass seit einem halben Jahrzehnt regierungsseitig nicht das Geringste für Inklusion unternommen worden ist und selbst heute noch nicht einmal das Nötigste wirklich angegangen wird.“

„Wie schlecht die Bedingungen in Hessen faktisch allerorten sind, verdeutlichte unlängst eine Förderschuldirektorin und BFZ-Leiterin, die mir einfach ins Gesicht sagte: ‚Sie können mich jetzt auf den Kopf stellen und schütteln, es fallen aber trotzdem keine weiteren Förderstunden mehr heraus“, erläutert Dorothea Terpitz, Vorsitzende von Gemeinsam leben Hessen e.V. „Dringend notwendige Förderstunden, wohlgemerkt!“

„Unter diesen Bedingungen lassen sich auch die Schülerinnen und Schüler in Hessen keinen Schulfrieden aufdrücken. Einen solchen kann es erst geben, wenn Schwarz-Grün aufhört, sich vor den realen Problemen zu verstecken und endlich damit beginnt, konkrete Verbesserung der unhaltbaren Zustände im hessischen Bildungssystem zu realisieren. Vor diesem Zeitpunkt von ‚Frieden‘ zu sprechen, bedeutete eine eindeutige Resignation gegenüber Zuständen, die für die Betroffenen so einfach nicht länger hinnehmbar sind“, stellt Armin Alizadeh, hessischer Landesschulsprecher, diesbezüglich abschließend fest.

Wir fordern daher:

  • ein klares Bekenntnis der Landesregierung zur Inklusion und zur Schaffung eines inklusiven Bildungssystems auf allen Ebenen;
  • die Erstellung eines Gesamtkonzepts mit zeitlichem Rahmenplan und erreichbaren Zielen zur strukturellen Umwandlung in Hessen;
  • keinen Rückfall hinter die Standards des Gemeinsamen Unterrichts;
  • die Klärung der Kostenfrage zwischen Bund und Land, den Willen zur Zusammenarbeit zwischen Land und Kommunen/Kreisen im Sinne einer sinnvollen, kostenüberschaubaren Gesamtraumplanung statt einzelner und unterschiedlich agierender „Modellregionen“;
  • Investitionen in die Lehrerbildung und in bewusstseinsbildende Maßnahmen für Lehrer aller Fachrichtungen ab Beginn des Studiums;
  • Maßnahmen zur Entwicklung verbindlicher inklusiver Standards und die Verpflichtung zur Erstellung von inklusiven Konzepten an jeder allgemeinen Schule. Die Umsetzung der Inklusion ist nicht nur Aufgabe der Förderlehrer und beruht nicht auf Freiwilligkeit.

Wir brauchen Inklusion jetzt!